Geroswohl
Spielhintergrund: Dieser Artikel befasst sich mit dem fiktiven Land Siedland, das zum Rollenspiel-Hintergrund der LARP-Con-Reihe Airikas Traum gehört. |
Geroswohl ist der Ort, an dem Walpurga von Siedland, die erste Äbtissin des Allgötterglaubens, im Jahre 3 Wiegald Ritter Gero von Steg der Sage nach mithilfe einer göttlichen Eingebung von einer schweren Wunde heilte. Der Ort befindet sich nahe der Aussiedelung Waldenrath auf dem Lehen von Brunnenrod. Bei Geroswohl ist ein Stein aufgestellt, der an das Wunder erinnert. Viele Siedländer pilgern heute noch zu dem heiligen Ort und hängen Bänder an die umliegenden Bäume oder hinterlassen Opfergaben in einem nahen Schrein, um den Beistand der Götter und Geister zu erbitten.
Obgleich der Ort für die Heilung mithilfe der Fürstenglöckchen bekannt ist, darf man sie dort nicht pflücken, denn es ist ein heiliger Ort. Eine Ausnahme an diesem Ort sei eine göttliche Eingebung, wie Walpurga sie damals hatte.
Die Geschichte der Wunderheilung
Zu der Zeit, als das Fürstentum noch jung war und es Brunnenrod noch gar nicht gab, gehörte dieser Teil des Landes zum Lehen Steg. Und dieses Lehen hatte sich Ritter Gero erstritten, der ein treuer Freund und wichtiger Mitstreiter Wiegalds im Bürgerkrieg gewesen war. So begab es sich, dass dieser Ritter mit der Schwester des Fürsten, Walpurga, die sehr gläubig war und später die erste Äbtissin des Allgöttertempels werden sollte, einen Ausritt durch sein Lehen machte, denn sie waren gut befreundet. Über Walpurga sagt man indes viele Dinge, dass sie mit den Göttern und Geistern der Insel reden konnte wie keine zweite, dass sie wusste, den Leuten neuen Mut zu geben, wenn alle Hoffnung verloren schien, und dass sie sich mit der Heilung von Wunden und Seelen auskannte. Auch war sie eine Frau, die bei Unrecht nicht schwieg und sich wortgewandt einsetzte für das, was ihr wichtig war. Sowohl Gero als auch Walpurga gaben Wiegald oft Rat, und unser weiser erster Fürst schätze diesen sehr, aber das sind Geschichten für andere Tage.
Walpurga und Gero ritten nun durch das noch junge Lehen und besahen, was es alles zu bieten hatte. Es dämmerte schon zu Abend und beide machten sich auf den Weg zurück zur Nordstraße, da überraschte sie ein Gewitter. Manche sagen gar, es sei kein gewöhnliches Unwetter gewesen, sondern ein Werk böser Geister, die keine Menschen in ihrem Reich wollten. Bei einem lauten Donnerschlag scheute Geros Pferd, bäumte sich auf und warf ihn ab, dann lief es aufgescheucht hinfort. Auch Walpurgas Pferd nahm Reißaus, als sie abstieg, um nach Gero zu sehen. Dieser hatte sich nämlich bei dem Sturz eine tiefe Wunde am Bein zugefügt, als er auf einen gebrochenen Ast gefallen war, und blutete nun stark. Das Gewitter wütete weiterhin, und ohne ihre Pferde suchten die beiden Schutz unter einem großen Baum, doch Geros Wunde hörte trotz Walpurgas Heilkunst nicht auf, zu bluten, und der Ritter begann zu fiebern. Walpurga indes begann zu beten, und bat die Götter und Geister des Waldes und der Insel um ihre Hilfe. Auch Gero betete unter Schmerzen mit. Inmitten der Dunkelheit, die hin und wieder von Blitzen erhellt wurde, war es ihnen nach einer Weile, als würde ein Licht zwischen den Bäumen leuchten. Walpurga folgte diesem, ihrer Eingebung folgend, und kam zu einer kleinen Lichtung, wo neben Mädesüß, Wiesenknopf, Tüpfel-Hartheu, Kamillen, Gemeinem Dost und anderen heilkräftigen Pflanzen auch viele der blauen und roten Glöckchenblumen wuchsen, welche das ganze Jahr auf Siedland blühen. An diesem Ort schien das Gewitter ferner, die Schrecken der Nacht nicht so furchtsam, und einzelne Mondstrahlen fanden den Weg auf den Boden und hüllten den Ort in ein friedliches Licht. Unter einiger Müh und Anstrengung brachte Walpurga den verletzten Ritter, der inzwischen schon fieberträumte, an diesen Ort, und legte ihn dort nieder. Manche sagen, sie wusste plötzlich, was zu tun war, andere sprechen von einer Stimme, die ihr von der Heilkraft dieser Blumen erzählte. Dennoch verneigte sich Walpurga erst tief und bat den Wald und die Götter und Geister, einige der Blumen pflücken und verwenden zu dürfen, und ihre Bitte wurde ihr gewährt.
Mit dem Wasser des Regens wusch sie die Wunde rein, sie bereitete die Kräuter, legte sie auf die Wunde und mit einem Stoffstreifen von ihrem Gewand machte sie einen Verband darum. Die ganze Nacht wachte und betete sie über Gero, dessen rastloser Schlaf nun einem ruhigen wich.
Am nächsten Morgen fand Walpurgas Pferd, welches im Sturm davongerannt war, die beiden Menschen, und Walpurga legte Gero auf dessen Rücken. Sie führte das Pferd zurück nach Steg, wo dessen Bewohner schon besorgt auf ihren Ritter warteten, denn auch sie hatten das Gewitter erlebt und ihren Herrn und die Schwester des Fürsten nicht heimkehren sehen. Gero war inzwischen erwacht und erzählte seinen Untertanen, was geschehen war. Walpurga nahm nun den Verband ab, um sich die Wunde nochmals bei Tageslicht zu betrachten, doch war die Wunde nicht mehr da. Nur noch eine gut verheilte Narbe erinnerte an die Verletzung.
Später sagte Gero, er erinnerte sich an einen Traum, in dem Pflanzen aus seinen Wunden und Wurzeln durch seinen Körper in den Boden wuchsen und sie so heilten. In diesem Traum fühlte er sich beobachtet, doch sicher und behütet. Für eine Weile habe er sich wie ein Teil des Waldes, der lebt und wächst und heilt, gefühlt. Er erinnerte sich an das Gefühl des Friedens, der Sorgenlosigkeit und der Heilung.
Zur Erinnerung an dieses Erlebnis wurde ein Stein aufgestellt, und wer immer an einer schweren Wunde oder Krankheit leide, könne an diesem Ort den Beistand der Götter und Geister erbitten. Doch, so mahnte Walpurga, sollen die Kräuter an diesem nur gepflückt werden, wenn man die Götter und Geister vorher gefragt habe, sonst verärgere man sie. Noch heute pilgern viele Siedländerinnen und Siedländer an diesen Ort, um den Beistand der Götter und Geister für sich selbst oder ihre Lieben zu erbitten.
Seit diesem Tage ist jedoch die Heilwirkung der Blumen, welche kurze Zeit später zu Wiegalds Ehren „Fürstenglöckchen“ genannt wurden, bekannt, und wird von Kräuterfrauen und Heilern auf der ganzen Insel Jahr um Jahr genutzt. Eine so starke und schnelle Heilung wie die Geros jedoch ist nach Walpurga niemandem mehr gelungen.