Lied von der Trollschlacht

Aus Airikas Traum
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Spielhintergrund: Dieser Artikel befasst sich mit dem fiktiven Land Siedland, das zum Rollenspiel-Hintergrund der LARP-Con-Reihe Airikas Traum gehört.

Dieses Lied, geschrieben von Oswald dem Traninger, handelt von der Trollschlacht, die Fürst Wiegald gegen mehrere Trolle schlug. Unter hohen Verlusten wurden die Trolle schließlich besiegt, doch Wiegald verstarb am Rande des Schlachtfeldes.


Das Lied von der Trollschlacht

Oswald der Traninger (OT: Martin und Roland Franzke)


Im Jahre Fünfzehn Seiner Macht lud einst Fürst Wiegald eine Schar,
um zu begehen auf der Jagd Sein Fest zum neuen Lebensjahr.
Gar lustig schallten bald das Horn und Treiberrufen durch den Tann.
Es zogen mit dem Fürst hinaus acht Ritter und dreihundert Mann.


Auf Seinem schattenschwarzen Ross ritt Wiegald selbst der Schar voran,
Er war in Robbenpelz und Gold und feinstes Leder angetan.
An Seiner Seite hing dies Schwert, mit dem Er einte unser Land:
Vom Nixenkönig war’s gemacht und Sturmflutklinge wurd’s genannt.


Mit Seinem Banner folgte nach der Prinz, des Fürsten eigner Sohn,
Herr Arnfried galt als wahrer Held, und dies seit jungen Jahren schon.
Denn keinen Recken gab’s im Land, der so wie Er den Bogen schoss,
und nur den großen Vater selbst bezwang Er nicht im Lanzenstoß.


Von Traningen der Ritter Veit, er folgte auf dem Fuße schon,
er war dem Fürsten eng vertraut und wie ein Bruder Seinem Sohn.
Den Falken trug er auf der Faust und neben seinem Rosse sprang
Ein Hund von solcher Bärenkraft, dass Hirsche er zu Boden rang.


Da warn von Kannen Giselher, sein Haupt umweht von weißem Haar,
ein Kriegsheld und ein würdger Greis, der zählte zweiundsiebzig Jahr.
Sowie sein Erbe Ludowig, der schon als Kind den Wal bezwang,
ein starker Mann von Hünenwuchs, von Haupt bis Fuß zwei Schritte lang.


Es folgte Karl von Batzendorf, der trug den Eber auf dem Schild,
er war ein Jäger ohne Gleich und tötete schon jedes Wild.
Von Weiler der Herr Adebar ritt stets an seiner rechten Seit,
vor Jahren schon in jeder Schlacht sah man die beiden nur zu zweit.


Herr Robert, Brun von Klarbachs Sohn, der einst des Fürsten Knappe war,
der ritt stets im Gebet dahin, er war der Frommste jener Schar.
Und schließlich kam von Gunnarshof der wohlgestalte Kunibert,
der sich sowohl im Minnesang wie auch im blutgen Streit bewährt.


Der Tross, der hinter ihnen kam, war reich und farbenfroh geschmückt,
und niemand ihn wohl je vergaß, der ihn vom Wegesrand erblickt.
So ritten sie gen Westen hin, zu einem Hof im Wiesengrund,
und zogen dort zur Jagd hinaus von Morgen- bis zur Abendstund.


In dichten Wäldern, reich an Wild, dort stellten sie dem Hirsche nach,
so mancher Wolf und mancher Luchs nach ihrem Schuss darniederbrach,
Zwei Dutzend Eber und ein Bär, die wurden zu Beginn der Nacht
bei Fackellicht und Hörnerklang zur reichen Strecke hingebracht.


So war denn auch die Stimmung hell, die Ritter hoben den Pokal,
den Becher ihrer Knechte Schar, Gesang und Rufen überall.
Doch nicht von langer Dauer war der unbeschwerte, frohe Sinn:
Inmitten dieses Treibens kam ein Bote vor den Fürsten hin.


Ein Mann mit Namen Reinhold war’s. Er diente seinem Herren gut
Als Förster und als Jägersmann. Doch nun war er bedeckt von Blut.
In Lumpen war sein grünes Wams und schwach war er, dem Tode nah,
doch trugen wunde Füße ihn, um zu berichten, was er sah.


»Mein Herr, Fürst Wiegald, großer Held, zeigt Gnade mir und hört mich an:
Nichts Freudiges verkünd‘ ich Euch«, sprach er Ihn unter Schmerzen an,
»In Euren Wäldern, die ich hüt‘, ist schreckliche Gefahr erwacht:
Der alte Feind von Siedlands Volk drängt aus dem Westen her mit Macht!


Die Trolle sind’s, elf an der Zahl, turmhoch und stark wie fünfzig Mann,
und einer, der sie überragt, der führt sie als der zwölfte an.
Ein dunkler König muss er sein, der sicher nur nach einem strebt:
Um zu verderben Euer Reich und jeden Menschen, der hier lebt!«


Nach diesen Worten fiel er hin und starb zu Füßen seines Herrn.
Nun, da die Botschaft überbracht, umarmte er den Tode gern.
Da war das frohe Fest vorbei und Zorn und Trauer schwollen an.
Ein jeder hasste diesen Feind bereits von Kindesbeinen an.


So mancher, der zugegen war, der kämpfte früher gegen sie,
doch eine Schar von solcher Zahl und einen König sah man nie.
So gingen in der Jägerschar auch Zweifel an den Worten um.
Fürst Wiegald hob die rechte Hand und Knecht und Ritter wurden stumm.


»Ein treuer Diener war er mir, im Leben wie auch nun im Tod.
Ich zweifle seine Worte nicht: Das Land ist nun in arger Not.
Denn schnell sind Trolle in der Nacht, so fürchte ich, sie nahen schon!
Ein harter Kampf steht uns bevor, um Leib und Leben, Reich und Thron!


Ich frage euch, ihr Mannen hier, die ihr zur Jagd erschienen seid:
Seid ihr denn auch zu einer Jagd auf dieses schlimmste Wild bereit?
Schuf ich ein Reich, das felsenfest in der Gefahr zusammensteht,
auch wenn es heißt, dass mancher hier den Weg nach hause nicht mehr geht?«


Da brandete ein Jubel rings, acht Schwerterklingen blitzten licht,
ein jeder war zum Kampf bereit und einen Zweifel gab es nicht.
Die Knechte wurden ausgesandt: Sie sattelten die Rösser schnell
Und auch die Waffen ihrer Herrn warn ebenfalls sofort zur Stell.


Doch waren all die edlen Herrn gerüstet für die Jagd nach Wild
und in den Kammern ihrer Burg war’n Panzerhemden, Helm und Schild.
Noch nie gab’s eine solche Schlacht, in der ein Heer im Jagdgewand
Zog gegen eine Trollenschar, mit Keilerspießen in der Hand.


Fürst Wiegald sandte Jäger aus, den Feind zu suchen in der Nacht,
so hat man denn die Trolle bald am Rand der Sümpfe ausgemacht.
Er rief die Ritter zu sich hin und fragte sie nach ihrem Rat
Und sie beschlossen allesamt: Der Morgen war die Zeit der Tat.


Denn jeder weiß, das Tageslicht fügt Trollen arge Qualen zu,
weshalb sie morden in der Nacht und legen sich des Tags zur Ruh.
Das Morgenlicht stand bald bevor, die Trolle suchten Unterstand,
und hatten so den nahen Feind und die Gefahr noch nicht erkannt.


Beim allerersten Sonnenstrahl stieß Arnfried in ein Silberhorn:
Die Jagdgesellschaft, nun ein Heer, drang voll Entschlossenheit nach vorn.
Sie waren wacker und gerecht, die Herzen voller Tapferkeit,
sie fühlten für das Dutzend sich, und auch für Hunderte bereit.


Und doch: als sie die Trolle sahn, da sank den meisten rasch der Mut.
Bei ihrem Anblick, ihrem Schrei, gefror dem Tapfersten das Blut.
Und wer von euch nicht selbst einmal den Trollen gegenübertrat,
belache nicht, dass mancher Mann am ganzen Leib gezittert hat.


Ein Sturm von Pfeilen fiel herab und traf die Trolle hundertfach,
doch drangen sie nicht tief genug, dass einer tot zusammenbrach.
So war das Dutzend ungeschwächt, als wild es in die Reihen stieß
Und schon nach einem Wimpernschlag ein Meer von Toten hinterließ.


Die Ritter stürmten nun heran und hoch zu Ross, das Schwert gereckt,
hat Wiegald mit dem ersten Schlag den ersten sterbend hingestreckt,
wo Arnfried ihm den Eberspieß tief in die Brust zum Herzen stach.
Ein erster war nun schon besiegt, doch ihrer elf noch folgten nach.


Als Wiegalds Mannen dieses sahn, da regte sich ihr Heldensinn,
und wer sich schon zur Flucht gewandt, der wandte sich zum Feinde hin.
Die Ritter hielten wacker stand, so lang auch währe das Gefecht,
und wacker focht die Dienerschaft vom Knappen bis zum armen Knecht.


Herr Robert, der dem Fürsten einst als Knappe treu zur Seite stand,
bewies an diesem Tag erneut sein tapfres Herz und starke Hand.
Nachdem ein Troll mit üblem Schlag ihn traf und ihm die Rechte brach,
focht er mit seiner Linken fort, mit der er seinen Feind erstach.


Der Ritter Karl von Batzendorf warf mit geübter Hand den Spieß,
der wie zuvor den braunen Bärn nun einem Troll durchs Auge stieß.
Den Todesstoß versetzte ihm der edle Ritter Adebar.
So triumphierte nun aufs Neu das vielgerühmte Freundespaar.


Doch furchtlos ist ein jeder Troll, die Grausamkeit ihm angeborn,
und ihres Königs Kriegesschrei entfachte ihren wilden Zorn.
Nicht einer fiel, schlug er nicht erst zu Dutzenden die Menschen tot.
Der Sumpf und auch das Weideland, sie färbten sich vom Blute rot.


So streckte bald ein mächt‘ger Hieb den Giselher von Kannen hin,
und auch sein Sohn fiel gleich darauf zu Tod‘ getroffen neben ihn.
Jedoch nicht ohne dass der Troll, der schwer getroffen kurz zuvor,
bei den Gefallnen niederbrach, sein Leben ebenfalls verlor.


Nicht minder stolz und tapfer focht der große Ritter Kunibert,
jedoch nach einem harten schlag zersplitterte wie Glas sein Schwert.
Der Troll hat daraufhin den Hieb nach seinem schönen Haupt geführt.
Nie mehr hat nun sein Minnesang der edlen Damen Herz berührt.


Auch Traningens geliebter Herr, der tapf’re, edle Ritter Veit,
er fand an diesem Schreckenstag das Ende seiner Lebenszeit.
Sein Hund, der treuste in der Welt, schlug jedes Wesen in die Flucht,
das seinem todgeweihten Herrn sich anzunahen hat versucht.


So fuhr der Tod bei Freund und Feind in großer Zahl die Ernte ein.
Doch alle wussten, diese Schlacht wird nimmermehr entschieden sein,
bevor der größte aller Trolln nicht ebenfalls am Boden liegt.
Doch während Reih‘ um Reihe fiel, so blieb der König unbesiegt.


Herr Wiegald hat ihn dann erspäht und gab dem Rappen hart die Spor’n,
der bäumte sich erst wiehernd auf und brauste wie der Wind nach vorn.
Und wie der Fürst die Klinge hob, die blitzte in der Morgenglut,
so sah es aus, als ritte Er auf einer schwarzen Sturmesflut.


Er preschte an den Troll heran, der seinen schweren Hammer schwang,
der zielte auf des Fürsten Brust, was ihm doch gottlob nicht gelang.
Die Sturmflutklinge gleißte hell und schlug den Hammer glatt entzwei
Und auch die Faust, die ihn geführt, verlor der arge Troll dabei.


Ein zweites Mal schlug Wiegald zu und traf des Königs harte Stirn.
Tief drang die Zauberklinge ein und schnitt dem Troll bis in das Hirn.
Doch zornig schlug er um sich her, selbst noch am Rand zum Todesschlaf.
Und so geschah’s, dass seine Faust den edlen Fürst am Kopfe traf.


So bannte Wiegald die Gefahr, die Sein noch junges Reich bedroht‘:
Den größten Troll, den man je sah, schlug Er mit eignen Händen tot.
Doch auch nach diesem Helden griff des Todes kalte Knochenhand.
Sein Pferd trug ihn vom Schlachtfeld fort, wo später ihn Prinz Arnfried fand.


Er bettete das müde Haupt des edlen Vaters in den Schoß
Und stillte mit dem Wappenrock das Blut, das aus der Wunde floss.
Er glaubte Seinen Vater tot, als doch ein Beben durch Ihn ging
Und dann ein wacher, stolzer Blick an Seinem einz’gen Sohne hing.


»Du lebst!« so sprach der Fürst nun schwach, »so muss die Schlacht geschlagen sein!
Dem Reich blieb schlimme Not erspart. Doch dieses Reich ist nunmehr Dein.
Nichts wird Mich retten, lieber Sohn, doch geh Ich gern: Ich weiß mein Land
Bei Dir, der Du Mir folgen sollst, behütet und in guter Hand.«


Nun brach Sein Blick und Er verschied, der größte Held, den’s jemals gab.
Er schuf das Reich, Er starb dafür. In Wiegaldshafen ist Sein Grab.
Und wie’s Sein letzter Wille war, stieg Arnfried auf den Fürstenthron.
Er lebt in der Erinnerung, und sie lebt fort in Seinem Sohn.


Was lernen wir aus diesem Tag, an dem das Reich den Feind bezwang,
dabei den größten Held verlor, den je ein Heldenlied besang?
Dass unser Volk und Heimatland, regiert von einem edlen Mann,
vereint in Tapferkeit und Treu, niemals bezwungen werden kann